25 Oct
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Katastrophe und Trauma - Der Dreissigjährige Krieg im Weserbergland

Zwischen 2018 und 2048 werden wir immer wieder an traurige Ereignisse erinnert, die sich vor 400 Jahren in Mitteleuropa und auch im Weserbergland zugetragen haben. Zwischen 1618 und 1648 tobte der Dreissigjährige Krieg, den Herfried Münkler zurecht als „Europäische Katastrophe“ und „Deutsches Trauma“ beschriebt. (Vgl. Herfried Münkler, Der Dreissigjährige Krieg. Europäische Katastrophe, Deutsches Trauma, Hamburg 2019.) Auf über 900 Seiten beschreibt Münkler detailreich diesen Krieg, der auch das Weserbergland erreicht. Nach der Lektüre stellt sich trotz vieler Analysen und detailreicher Schilderungen in aller Schärfe die Frage:Warum konnte das geschehen?

2025 jährte sich am 25. August zum 400. Mal die kampflose Besetzung Hamelns durch die Truppen der katholischen Liga unter dem Kommando Tillys, nachdem die Stadt überstürzt von Truppen des dänischen Königs Christians IV. verlassen worden war. Bis zur Schlacht bei Hessisch Oldendorf 1633 blieb Hameln besetzt und mit Hilfe von Jesuiten wurde die Rekatholisierung der Stadt versucht. (Vgl. Geschichte der Stadt Hameln. Bd. 2, herausgegeben von H. Spanuth, R. Feige, F. Seifert, Hameln 1983, 21 ff.)

Ebenfalls jährte sich 2025, am 13. Oktober, zum 400. Mal das Treffen von Tilly und Wallenstein in Hemmendorf, die dort Kriegsrat hielten. Im Wesentlichen ging es bei diesem Treffen um die Festlegung der Winterquartiere der kaiserlichen Truppen. (Vgl. Münkler, 291 ff.)

Im nächsten Jahr jährt sich zum 400. Mal die Eroberung von Hannoversch Münden, ebenfalls unter dem Kommando Tillys, die als Massaker und Kriegsverbrechen bezeichnet werden muss. (Vgl. Münkler, 324 ff.)

Das Erinnern an den Dreissigjährigen Krieg erscheint mir wichtig in Hinblick auf die komplexe Frage nach den Ursachen dieses Krieges und von Kriegen schlechthin, nicht zuletzt deshalb, weil Krieg leider nach wie vor ein kulturelles und immer wiederkehrendes Phänomen einer moralisch verwerflichen Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist.

Worum ging es im Dreissigjährigen Krieg? Um Religion? Um Geld? Um Macht?

Aus meiner Sicht ging es vor allem um Geld und Macht! Dieser Krieg wurde für nicht wenige für 30 Jahre zu einer lukrativen Geldmaschine, wie von Herfried Münkler nachgewiesen worden ist. Zudem ermöglichte dieser Krieg vielen einen märchenhaften sozialen Aufstieg. Religion fungierte dabei als wichtiger ideologischer Treib- und Schmierstoff, schlicht und einfach deshalb, weil die Menschen im 17. Jahrhundert nach wie vor religiös waren.

Im Dreissigjährigen Krieg offenbart sich vor allem eines: Der Verstoß gegen das göttliche Gebot: Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes nicht missbrauchen...“ (Ex 20, 7)

UTGH

Bildhinweis: 

Oben: Blick auf die Tilly-Schanze in Hann. Münden, unten: Kreuzigungsgruppe Neustädter Kirche, Hofgeismar.