07 Dec
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Am Fuße des Köterberges liegt das Kloster Falkenhagen. Es wurde im 13. Jahrhundert wahrscheinlich an einem heute nicht mehr bekannten Ort in der Grafschaft Schwalenberg als Zisterzieserinnen-Kloster gegründet und später an den heutigen Ort verlegt. 

In der Eversteinischen Fehde wurde das Kloster 1407 zerstört, und die letzte Nonne flüchtete sich in das Kloster von Brenkhausen, in dem heute Koptische Mönche leben. 

1429 versuchten die Wilhemiten hier Fuß zu fassen, was mißlang. Anschließend kamen die Kreuzherren. Trotz Soester Fehde und Pest erfuhr das Kloster am Ende des 15. Jahrhunderts eine gewisse Blüte. Die Brüder verweigerten sich der Reformation, doch 1555 schließlich schlug wieder die Pest zu, die dazu führte, dass fast alle Mönche starben, und in Folge dessen der Klosterbesitz zwischen dem Bischof von Paderborn und dem Grafen zur Lippe aufgeteilt wurde. 

1604 übertrug der Bischof von Paderborn seinen Anteil des Klosters auf die Jesuiten. Im Dreißigjährigen Krieg mussten sich die reformierten Prediger zeitweise aus Falkenhagen zurückziehen, während die Jesuiten in die Klostergebäude einzogen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde das Kloster wieder den Reformierten zugesprochen. 

Die Jesuiten bauten indes 1695 gleich neben der ehemaligen Klosterkirche eine Residenz mit einer eigenen Kirche. Die Anlage erhielt damit jene Form, die wir im wesentlichen auch heute noch so vorfinden. Die Jesuiten wirkten dort erfrig und recht erfolgreich bis zur päpstlich verfügten Aufhebung ihres Ordens 1773. Das Kloster wurde danach in eine Pfarrkirche umgewandelt, die inzwischen zum „Pastoralen Raum Südlippe-Pyrmont" gehört. 

Dieser kurze Abriss der Geschichte dieses Klosters von Falkenhagen zeigt die Wechselhaftigkeit der Kirchengeschichte und widerlegt wieder einmal neu die These "von den guten alten Zeiten“.

Warum aber konnten die Jesuiten in Falkenhagen so erfolgreich wirken? 

Das hat sicherlich auch etwas mit der Art und Weise zu tun, wie sie die Seelsorge organisierten. Ihr Erfolgsrezept bestand darin, dass Sie in ihrem pastoralen Modus durchaus protestantisch auftraten. 

Die Liturgie wurde zwar nach wie vor in Latein gefeiert, aber die Predigten waren im besten Sinne informativ und unterhaltsam. Noch wichtiger war, dass in ihren Gottesdiensten – wie bei den Lutheranern und Calvinisten – auf Deutsch gesungen wurde, denn die Jesuiten erkannten sehr schnell die Kraft und die geradezu gruppendynamisch-therapeutische Wirkung des protestantischen Chorals. So übernahmen, texteten und komponierten auch sie eifrig deutsche Kirchenlieder.

Eines der bekanntesten deutschen Adventslieder, „O Heiland reiß die Himmel auf“, stammt aus der Feder des Jesuiten Friedrich Spee von Langenfeld, der sich nachweislich in den Jahren 1630/31 im Kloster Falkenhagen aufhielt. Hier erholte er sich von den Folgen eines Attentats, welches bei Peine, wo er erfolgreich als Gegenreformator wirkte, auf ihn verübt wurde.

Wahrscheinlich hat Pater von Spee auch in Falkenhagen seine „Cautio criminalis seu de processibus contra sagas liber (auf Deutsch:  Rechtlicher Vorbehalt oder Buch über die Prozesse gegen Hexen) verfasst.

Mit dieser Schrift verurteilte er, der im Kontext der damaligen Theologie und Rechtssprechung grundsätzlich an die Existenz von Hexen glaubte, die Praxis der Hexenprozesse und trug damit entscheidend zum Ende des Hexenwahns im Deutschen Sprachraum bei.

Das Buch wurde 1631 in der Universitätsdruckerei von Petrus Lucius in Rinteln an der Weser gedruckt und erschien zunächst anonym. Eine zweite von ihm neu bearbeitete Ausgabe erschien im Jahre 1632; sie verschärfte deutlich die Argumentation gegenüber der ersten.

Durch die Veröffentlichung dieses Buches geriet Friedrich von Spee sogar innerhalb seines Ordens unter Druck und wurde von seinem Amt als Professor für Moraltheologie in Paderborn enthoben. Seine Oberen dachten auch über dessen Entlassung aus dem Jesuiten-Orden nach, aber die Tatsache, dass er aus einer alten adeligen Familie stammte, schien dies zu vereiteln.

Er wurde schließlich nach Trier strafversetzt, wo er sich bei der Betreuung und Pflege von Pestkranken infizierte und 1635 im Alter von 44 Jahren starb. Mit 19 Jahren trat er in die Gesellschaft Jesu (Jesuiten) ein, in der er 25 Jahre lang bis zu seinem Tod lebte. Die letzten 17 Jahre seines Lebens erlebte er den Dreißigjährigen Krieg. Sein Grab befindet sich in der Trierer Jesuitenkirche.

Angesichts der Tatsache, dass viele tausend Personen unter den letzten Päpsten - insbesondere unter Papst Johannes Paul II. - selig- und heiliggesprochen wurden, ist es verwunderlich, dass Friedrich von Spee, der zurecht auch als Vorkämpfer für die Menschenrechte bezeichnet wird, noch nicht zur Ehre der Altäre erhoben worden ist. Woran liegt das? War er zu kritisch?

Betrachten wir noch einmal seinen wunderbaren und tröstlichen Adventstext, der in den Anfangsjahren des Dreißigjährigen Krieges entstanden ist, und in dem wir Heutigen uns vielleicht ein wenig wiederfinden:

1) O Heiland, reiß die Himmel auf,
herab, herab vom Himmel lauf;
reiß ab vom Himmel Tor und Tür,
reiß ab, wo Schloss und Riegel für.

2) O Gott, ein Tau vom Himmel gieß,
im Tau herab, o Heiland, fließ.
Ihr Wolken, brecht und regnet aus
den König über Jakobs Haus.

3) O Erd, schlag aus, schlag aus, o Erd,
dass Berg und Tal grün alles werd.
O Erd, herfür dies Blümlein bring,
o Heiland, aus der Erden spring.

4) Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt,
darauf sie all ihr Hoffnung stellt?
O komm, ach komm vom höchsten Saal,
komm, tröst uns hier im Jammertal.

5) O klare Sonn, du schöner Stern,
dich wollten wir anschauen gern;
o Sonn, geh auf, ohn deinen Schein
in Finsternis wir alle sein.

6) Hier leiden wir die größte Not,
vor Augen steht der ewig Tod.
Ach komm, führ uns mit starker Hand
vom Elend zu dem Vaterland.

7) Da wollen wir all danken dir,
unserm Erlöser, für und für;
da wollen wir all loben dich
zu aller Zeit und ewiglich.


UTGH